Um die Ansteckung mit dem Coronavirus zu verhindern, schicken immer mehr Unternehmen ihre Mitarbeiter in das Homeoffice. Eine aktuelle Umfrage des ITK-Verbands Bitkom hat ergeben, dass bei jedem dritten Berufstätigen nun erstmals das Arbeiten von zu Hause eingeführt wurde. Bei 45 Prozent der Befragten ersetzen Telefon- und Webkonferenzen die bisherigen Treffen mit persönlicher Anwesenheit. Was heißt das aber für die Internet-Infrastruktur und die IT-Kapazitäten auf Seiten der Software-Anbieter? Hält die Datenautobahn stand?
Teams wird zum Renner
Bei der Collaboration-Anwendung Microsoft Teams sorgte der Ansturm Mitte März bereits für einen ersten Schluckauf. Durch die Überlastung konnten sich Anwender teilweise nicht mehr in Office 365 einloggen. Die hohe Nachfrage bescherte Microsoft immerhin 12 Millionen zusätzliche Nutzer – aktuell verwenden damit rund 44 Millionen Menschen weltweit das Online-Tool. Der Software-Anbieter reagierte kreativ, um die Performance zu optimieren: So soll die Videoauflösung in Konferenzen bis auf weiteres verringert werden. Außerdem wird das Programm seltener prüfen, ob Gesprächspartner etwas schreiben oder ob Nutzer derzeit aktiv sind.
In Frankfurt läuft es
Aber wie sieht die Situation auf Ebene der Netzwerkstrecken aus? Der Internet-Knotenpunkt DE-CIX in Frankfurt gibt grünes Licht: Dort seien ausreichend Kapazitäten vorhanden. So sorgte die starke Internet-Nutzung sogar für einen neuen Weltrekord mit 9 Terabit Datendurchsatz pro Sekunde. Verantwortlich dafür sind vermehrt Videokonferenzen, das Streaming von Filmen sowie der Download von Spielen.
Mobilfunk klappt reibungslos
Ebenfalls grünes Licht gibt es von Seiten der Mobilfunkbetreiber. Telefónica Deutschland sieht aktuell noch keinen nennenswerten Anstieg der mobilen Datennutzung. An den Netzdaten erkenne man jedoch klar einen Homeoffice-Effekt, da sich die Datennutzung während der Arbeitszeiten im Festnetzbereich erhöht. Auch Vodafone und die Deutsche Telekom spüren mehr Traffic im Festnetz und ein erhöhtes Sprachaufkommen durch mehr Anwender. Dazu meldet die Telekom am 18. März 2020: „Diese sind aber für das Netz nicht kritisch.“
Wie die EU Netflix ausbremst
In anderen europäischen Ländern kam es dagegen zu spürbaren Staus auf der Datenautobahn. Das Magazin Politico berichtet von Anwendern in Spanien, die zu Hause kaum noch Bandbreite hatten, nachdem der Lockdown ausgerufen wurde. Das ruft natürlich schnell die EU-Kommission auf den Plan.
Der EU-Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen Thierry Breton sprach daher bereits mit Netflix-Chef Reed Hastings über Wege, die Belastung des Internets zu senken. Denn: eine 4K-Auflösung in Netflix verschlingt wenigstens 25 Megabit pro Sekunde. Was liegt also näher, als den Anwendern nur noch HD- oder Standard-Auflösung zu präsentieren, wenn das Internet überlastet wird. Netflix wird daher für 30 Tage den Videodienst drosseln und so bis zu 25 Prozent weniger Datenverkehr verursachen. Welche Auswirkungen das für den Verbraucher hat, muss die Praxis zeigen.
Der ITK-Branchenverband Bitkom gibt für Deutschland jedenfalls Entwarnung. Zwar würde der Datenverkehr insgesamt ansteigen, aber die vorhandene Breitbandinfrastruktur kann dieses Wachstum verkraften. Zudem prüfen die Betreiber permanent die Netze und können mögliche Engpässe durch ein effektives Netzwerk-Management verhindern.
Fazit: Deutschland wird gerade in rasantem Tempo zwangs-digitalisiert. Und das läuft bislang richtig gut.
Zum Nachlesen hier eine Link-Sammlung zu den oben angesprochenen Themen.
Link-Sammlung
Teams mit 12 Millionen mehr Nutzern
DE-CIX mit neuem Transferrekord