Über welche soziologische Theorie lassen sich die digitale Moderne und die Digitalisierung erklären? Professor Dirk Baecker von der Universität Witten/Herdecke beschäftigt sich genau mit dieser Frage.
Die Antworten sind recht spannend: In einem Interview mit dem Magazin Wirtschaftswoche erläutert Dirk Baecker, warum sich Deutschland bei der Digitalisierung selbst im Weg steht. So ist vor allem ein neues Bewusstsein im Umgang mit den technologischen Möglichkeiten notwendig. So lautet eine seiner Empfehlungen, dass man dem Widerstand gegen zu viel Digitalisierung seinen Raum lassen muss und Freiraum schaffen sollte für die zu erwartenden Lerneffekte. Vor allem sollten Menschen möglichst viel darüber diskutieren, aus welchen Gründen welche Veränderungen stattfinden. Skepsis und Verweigerung sollten respektiert werden, egal, ob diese von jüngeren oder von älteren Anwendern kommt. Vor allem bei den Themen Daten- und Privatsphärenschutz machen sich die Deutschen das Leben selbst schwer, so sinngemäß seine Aussage. Gerade bei der jüngeren Generation zeigt sich ein deutlich entspannterer Umgang mit privaten Daten, die beispielsweise in sozialen Netzwerken gerne und oft geteilt werden.
Weiterhin vergleicht der Soziologieprofessor die aktuell stattfindende digitale Transformation als eine Revolution, die sich durchaus mit der Entwicklung des Buchdrucks vor rund 570 Jahren vergleichen lässt. Der wichtigste Unterschied zwischen Digitalisierung und Buchdruck ist, dass der Buchdruck die moderne Gesellschaft erst erzeugt hat, so seine Aussage. Es folgten Aufklärung und Humanismus sowie breite gesellschaftliche Diskussionen. Heute interagieren oder arbeiten wir immer mehr mit IT-Systemen. Da ist eine Diskussion mit den Computern eher schwierig, denn diese funktionieren auf Basis von Algorithmen, die zudem nur noch von den Programmierern selbst verstanden werden. So haben Maschinen in ihrer Beteiligung an der Kommunikation denselben Status wie Menschen. Diese Tatsache sind Anwender nicht gewohnt und so trägt diese Entwicklung dazu bei, dass sich manche Menschen bei der digitalen Transformation so unsicher fühlen.
Für Baecker gehört die Digitalisierung ebenso wie der Klimawandel und Globalisierung zu den drei politisch kaum noch zu bewältigenden großen Herausforderungen der menschlichen Gesellschaft.
Wer mehr dazu lesen möchte, findet das Interview in der Wirtschaftswoche online:
Im Merve Verlag ist zudem das neue Buch von Dirk Baecker erschienen: „4.0 oder Die Lücke die der Rechner lässt“. Weitere Details hierzu auf der Verlagsseite: