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Der Hidden Champion des Interface Designs: Typographie

Der Hidden Champion des Interface Designs: Typographie

Schrift ist überall. Sie umgibt uns von morgens bis abends. Ob beim Blick auf den Wecker, bei der Beschilderung im öffentlichen Nahverkehr, in Zeitungen analog oder digital. Aber obwohl Typographie omnipräsent ist, nehmen wir sie selten bewusst wahr. Was für unseren Alltag zutrifft, gilt in gleichem Maße im medialen digitalen Raum und damit auch für die Unternehmsauftritte im Web. Kaum ein Bestandteil eines Erscheinungsbildes ist so wichtig, wenn auch vermeintlich unscheinbar, wie die Schriften, die ein Unternehmen repräsentieren. Laut dem http-Archive nutzen derzeit 57 Prozent aller Webseiten weltweit individuelle Schriften – das entspricht einer Steigerung um 850 Prozent im Vergleich zum Jahr 2011.

Schrift als Teil des Corporate Designs

Wird im Zuge einer Neu-Gründung oder eines Relaunchs ein Corporate Design entwickelt, das die verschiedenen Anwendungen und Kommunikationskanäle konzeptionell mit berücksichtigt, sind natürlich auch sorgsam ausgewählte Schriften Teil des Gesamtpakets.

Oft ähnelt das Corporate Design aber eher einem über die Zeit gewachsenen modularen Baukasten, bei dem nicht alle Bestandteile vorhanden sind, nicht recht zueinander passen oder auch nicht mehr zeitgemäß sind. Im Agenturalltag stellt sich also die Frage, ob im Zuge der eigentlichen Beauftragung, z. B. dem Webseiten-Relaunch, auch neue, das Unternehmen repräsentierende Schriften gekauft werden können und, wenn ja, zu welchem Budget.

Google-Fonts – ja, aber…

Auch wenn mit den Google-Fonts frischer Wind in das lieblose Einerlei der Schriften in digitalen Anwendungen gekommen ist, bleibt die Anzahl der wirklich gut ausgebauten Schriften nach wie vor überschaubar. Umfangreiche gut gestaltete Schriftfamilien wie Roboto, Open Sans oder auch PT Sans und Serif werden daher von sehr vielen Unternehmen eingesetzt wie beispielsweise von Karstadt, Peek & Cloppenburg oder auch Lieferheld. Geht es in einem Corporate Design und damit auch bei Schriften um Identität und Wiedererkennung, sollte spezifischer ausgewählt werden. Kosten und technische Aspekte sind dabei erfreulicherweise keine Hindernisse mehr. So unterstützen mittlerweile 86 Prozent aller Browser das WOFF/WOFF2-Format und gut gestaltete Schriftfamilien sind bereits mit einmaligen Kosten von mehreren Hundert Euro erhältlich.

Die passende Schrift oder Schrift-Kombi finden

Bevor man sich bei großen Anbieter wie FontShop oder auch Monotype mit MyFonts auf die Suche nach der richtigen Schrift begibt, sollte man sich darüber klar werden, welche Tonalität die Schrift oder besser noch Schrift-Kombination vermitteln soll. Wofür stehe ich als Unternehmen? Wie werde ich wahrgenommen? Was möchte ich verkörpern? Passt die Schrift zur Tonalität meiner Produkte und meiner Inhalte? Ist sie seriös genug oder zu altbacken? Passt sie zur Branche oder möchte ich mich bewusst aber dezent vom Wettbewerb abheben? All diese Fragen werden automatisch bei der Durchsicht der Schriften verhandelt. Es empfiehlt sich auf eine Kombination von Schriften zu setzen, die sich entweder harmonisierend ergänzen oder in bewusstem Kontrast zu einander stehen. Beliebte Schrift-Paarungen bestehen aus Serifen oder auch Slab-Serif und Sans-Serif Fonts wie sie zum Beispiel bei Ergo eingesetzt werden. Wem das zu sachlich ist, der kann auch einen Blick auf dekorative Schriften werfen, wie sie zum Beispiel bei der DFB Akademie für die Kategorie-Headlines genutzt werden. Bei Schmuckschriften ist aufgrund ihres starken visuellen Charakters sparsamer Gebrauch angeraten, sonst sind sie der Rezeption eher hinderlich wie bei in der Versalien genutzten Slab-Serif auf Fussball.de.

Ergo Versicherungen setzt Schrift-Paarungen bestehend aus Serifen und Sans-Serif Fonts ein.

Wie auch immer die Wahl ausfällt, gilt es verschiedene Überlegungen anzustellen und Dinge zu überprüfen: Ist die Schrift gut lesbar, vor allem auch in kleinen Größen? Wie wirkt sie auf verschiedenen Ausgabegräten, Stichwort Smartphone. Welche Schrift, sofern man sich für eine Kombination entscheidet, soll für Headlines und welche für Fließtexte genutzt werden? Ist die Schrift gut genug ausgebaut, um die Komplexität verschiedener Inhalte abzubilden und entsprechend zu strukturieren? Hierarchien im Text erleichtert das Rezipieren von Inhalten. Allerdings sind nicht alle Schriften mit entsprechenden Schnitten wie light, book, medium, bold und entsprechenden italic-Schnitten ausgestattet oder sehen in Versalien wertig aus. Das lässt sich meist recht eindeutig in der Design-Anwendung beantworten. Über das Adobe TypeKit hat ein Designer beispielsweise Zugriff auf einen sehr umfangreichen Pool an Schriften und kann so problemlos, ohne dass die Schriften zuvor gekauft werden müssen, eine entsprechende Vorauswahl in Webdesigns oder Broschüren-Layouts einarbeiten, was die Entscheidung für oder gegen eine Schrift deutlich erleichtert.

Darüber hinaus ist bei der Wahl zu beachten, dass die Schrift in verschiedensten Größen und auf unterschiedlichen Ausgabegeräten gut lesbar ist und im Hinblick auf die Schriftschnitte gut ausgebaut ist. Für international agierende Unternehmen ist zudem wichtig, dass die entsprechenden Zeichen Teil der Schrift sind.

Schriften sind die neuen Bilder

Die Investition lohnt sich aber auch an anderer Stelle – lässt man Schrift und ihre Botschaft wirken, braucht es wenig anderes. Durch plakativ inszenierten Text kann auch das ein oder andere generische Bild ersetzt werden. Schön gelöst hat das beispielsweise der Produktfinder von Bayer, bei dem die Schrift selbst zum Hingucker wird. Vor dem Hintergrund zunehmend großzügig gestalteter Interfaces, die ihre Bestandteile über Weißraum wirken lassen, heißt es: nur Mut zur Schrift.

Lesen Sie auch den ersten Teil „Alternativen zur Stock-Fotografie“ mit wichtigen Tipps, wie Sie Ihren Webauftritt aufpeppen.

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