Ein zentraler, oft unterschätzter Bestandteil des Business Continuity Managements ist die Business Impact Analyse (BIA). Sie hilft Organisationen dabei, kritische Geschäftsprozesse zu analysieren und dadurch ihre Geschäftskontinuität zu sichern. Gerade angesichts alltäglicher Bedrohungen wie Cyberangriffen, Lieferkettenstörungen und Naturkatastrophen ist eine fundierte BIA unverzichtbar.
Was ist eine Business Impact Analyse und warum ist sie essenziell?
Die Business Impact Analyse (BIA) identifiziert die kritischen Geschäftsprozesse einer Organisation und analysiert deren Abhängigkeiten sowie die potenziellen Auswirkungen von Ausfällen der Geschäftsprozesse auf die Organisation. Dies hilft Organisationen, Prioritäten im Notfall zu setzen und sicherzustellen, dass geschäftskritische Prozesse als erste wiederhergestellt werden.
Für Organisationen ist es nicht nur wichtig die eigenen Abläufe, sondern auch die gesamte Lieferkette im Blick zu behalten. Dies beinhaltet auch die Schnittstellen zu beispielsweise IT-Dienstleistern. Eine BIA zeigt zudem auf, ab wann ein Prozessausfall kritisch wird und wann das sogenannte Untragbarkeitsniveau erreicht ist – also der Punkt, an dem die Organisation ernsthaft gefährdet ist. Dabei werden verschiedene Zeithorizonte betrachtet, z. B. nach einer Stunde, acht Stunden oder mehreren Tagen. Auch potenzielle Schäden wie finanzielle Verluste, Reputationsschäden oder gar Beeinträchtigungen der persönlichen Unversehrtheit werden bewertet.
Unterschied zwischen Business Impact Analyse und Risikomanagement
Obwohl die BIA oft mit dem Risikomanagement verwechselt wird, gibt es wichtige Unterschiede:
- Risikomanagement bewertet Risiken allgemein und damit mögliche Ursachen für Ausfälle, um vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen.
- BIA konzentriert sich auf den Ausfall kritischer Geschäftsprozesse, und prüft, wann dieser zu nicht tolerierbaren Auswirkungen für die Organisation führt. Es werden Abhängigkeiten zu anderen Geschäftsprozessen und Ressourcen analysiert und Schutzmaßnahmen abgeleitet.
Von der Analyse zur strategischen Planung: Business Continuity Management
Die Ergebnisse der BIA fließen in den Business Continuity Plan (BC Plan) ein, der unter anderem Notfallstrategien und die Notfallorganisation im Rahmen der besonderen Aufbauorganisation (BAO) definiert. Hierzu gehören z.B. Notfallrollen, Entscheidungswege und Wiederanlaufpläne für betroffene Systeme. Besonders regulierte Branchen wie Finanz- und Gesundheitswesen oder öffentliche Verwaltungen haben strengere BCM-Vorgaben. Jede Organisation sollte die eigenen BC Strategien und den BC Plan regelmäßig überprüfen und anpassen.
Für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) stellt sich oft die Herausforderung, das Thema effizient zu organisieren. Eine pragmatische Lösung sind regelmäßige Notfallübungen und klar dokumentierte Abläufe, die im Ernstfall sofort umsetzbar sind.
BCM in der Praxis: Übung macht den Meister
Ein weitverbreitetes Problem ist, dass Organisationen die benötigte Zeit für die Wiederherstellung nach einem Ausfall unterschätzen. Die beste Strategie besteht darin, BCM schrittweise aufzubauen und zu testen:
- Tabletop-Übungen als erster Schritt, um Prozesse theoretisch durchzuspielen.
- Praktische Notfallübungen, um reale Szenarien zu simulieren.
- Unangekündigte Krisenszenarien, um die Reaktionsfähigkeit zu testen und Schwachstellen aufzudecken.
Krisen wie die COVID-19-Pandemie haben gezeigt, dass unvorhergesehene Ereignisse massive Auswirkungen auf Organisationen haben können. Ebenso stellen Cyberangriffe eine wachsende Bedrohung dar. Organisationen sollten ihre Schwachstellen kennen, technische und organisatorische Schutzmaßnahmen ergreifen und eine Sicherheitskultur etablieren, in der Mitarbeitende Auffälligkeiten melden, ohne Angst vor negativen persönlichen Folgen zu haben.
Fazit
Eine fundierte BIA ist für Organisationen unerlässlich, um die eigenen kritischen Geschäftsprozesse in der Organisation zu kennen und resilienzfähiger zu werden. Sie gleicht einem medizinischen Check-up, der frühzeitig Schwachstellen erkennt. BCM ist keine einmalige Aufgabe, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der regelmäßig aktualisiert und getestet werden muss. Wer gut vorbereitet ist, kann im Ernstfall schneller reagieren, Schäden minimieren und seine Geschäftskontinuität sichern.
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